Montag, 30. Mai 2016

Gehandicapte Hunde


Gehandicapte Hunde

Es kann jeden treffen, egal ob jung oder alt, groß oder klein!

Von einer Minute auf die andere kann aus einem gesunden Hund ein Handicap-Hund werden. Sei es durch einen Unfall oder eine Erkrankung und dann ist nichts mehr wie es war.

Es gibt viele Handicap-Hunde, 3-beinig, gelähmt, blind, taub…..

Auch Hunde mit Erkrankungen wie

-                     Hüftdysplasie (Fehlstellung des Hüftgelenkes)

-                     Ellenbogendysplasie (Fehlstellung des Ellenbogengelenkes)

-                     Spondylose (Brückenbildung an den Wirbelkörpern)

-                     Cauda-equina-Syndrom (Einengung der Nervenwurzeln im Lendenwirbel-Kreuzbein-

            Bereich)

-                     Rückenmarksinfarkt

-                     Bandscheibenvorfall

-                     Arthrose

-                     Erkrankung am Band- und Sehnenapparat (z.B. Kreuzbandan- und –abriss,

            Sehnenverkürzung)

-                     Gelenkdeformationen

-                     Lähmungen einer Gliedmaße (z.B. Radialislähmung)

-                     Anaplasmose, Borreliose

-                     neurologische Störungen nach Impfungen

-                     Ataxie (Gangstörung)

-                     Degenerative Myelopathie (chronisch fortschreitende Rückenmarkserkrankung)

-                     u.v.m.

sind gehandicapt!

Diese Hunde sind je nach Art der Erkrankung in ihrer Bewegung mehr oder weniger stark eingeschränkt. Für diese Hunde ist es von großer Wichtigkeit, dass sie nach Diagnosestellung schnellstmöglich physiotherapeutisch unterstützt werden, um durch einen frühen Behandlungsbeginn drohende Erkrankungsfolgen zu minimieren oder vorbeugend weitere Schäden zu verhindern oder abzuschwächen!

Immer wieder kommen Tierbesitzer mit erkrankten Hunden in die Praxis, da es keine Fortschritte bei der bisherigen Physiotherapie gibt. Nach Erstgespräch mit den Tierbesitzern zeigt sich, dass die Hunde bisher als einzige Therapie nur Unterwasserlaufband (UWL) erhalten haben. Keine „handgemachte“ Physiotherapie! Kein Durchbewegen der Gelenke, keine Reizsetzung mittels Igelball, Bürsten, Massageroller, keine Kälte- oder Wärmetherapie, keine Massagen, keine Laser- und Elektrotherapie oder Magnetfeldtherapie, keine Muskelentspannung des nichtbetroffenen Bereiches (Mehrbelastung durch Fehlhaltung)….

Ein gehandicapter Hund braucht mehr als nur Unterwasserlaufband!

Beispiel: Gelähmte Hunde
Eine gezielte physiotherapeutische Behandlung wie oben beschrieben, sollte als Therapiebeginn gelähmter Hunde zum Einsatz kommen anstatt NUR Unterwasserlaufband (UWL). Was soll ein gelähmter Hund auf dem UWL? Solange er nicht laufen kann, ist diese Therapieart meines Erachtens nach nicht ausreichend und der Hund hat wenig bis keinen Nutzen davon. Die Therapie auf dem Unterwasserlaufband ist zu einem späteren Zeitpunkt sicherlich sinnvoll.

Durch auf die Erkrankung abgestimmte physiotherapeutische Therapien können Muskeln aufgebaut werden, Sehnenverkürzungen verhindert, Kontrakturen vermieden, Gelenkbeweglichkeit erhalten werden. Durch gezielte Reizsetzung und Nervenstimulation kann je nach Schwere der Erkrankung die Wahrnehmung der Hinterbeine wiedererlangt und die Hinterbeine bewegt werden. Auch der Einsatz von Tellington TTouch kann positiv beeinflussen.

Meine eigenen Erfahrungen haben gezeigt, dass viele gelähmte Hunde nach Anlegen einer Schwimmweste oder Laufhilfe ihre Hinterbeine nicht mehr mitbewegen. Im Rolli z.B. sieht das anders aus. Hier bewegt der Hund die Hinterbeine mit, auch wenn die Hunde ohne Rolli (in Haus oder Garten) unterwegs sind, setzen viele ihre Hinterbeine mit ein.

In meiner 13-jährigen Tätigkeit als Tierphysiotherapeutin hatte ich schon etliche gelähmte Hundepatienten, ich selbst habe 3 gelähmte Hunde. Die wirkungsvollsten Therapien waren immer klassische physiotherapeutische Maßnahmen und im Anschluss oder ab einem bestimmten Zeitpunkt begleitend Unterwasserlaufband.

In der heutigen Zeit und mit dem modernen Fortschritt in der Veterinärmedizin muss heute bis auf einige Ausnahmen kein gehandicaptes Tier mehr eingeschläfert werden.

Mit auf die Erkrankung abgestimmter Therapie kann man diesen Tieren viel Lebensqualität und Lebensfreude zurückgeben. Durch die Einbindung des Tierhalters in die Therapie kann dieser aktiv an der Rehabilitation seines Hundes mitwirken und steht nicht hilflos daneben.

Dies ist nur ein kleiner Auszug an einsatzbaren Therapiemöglichkeiten. 
 
Mit diesem Text möchte ich keine meiner Kolleginnen/Kollegen persönlich angreifen. Es ist nur schade, dass es in der Praxis leider allzu oft vorkommt, dass die klassische physiotherapeutische Therapie selten oder nicht mehr angewandt wird und die meisten Hunde nur auf das Unterwasserlaufband gestellt werden.

 

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